Citizen Science – Freiwilligenarbeit digital

Mit der globalen Entwicklung in der universitären Landschaft haben sich auch die Arbeitsfelder erweitert. Aktive gesellschaftliche Aufgaben und die Interaktion mit Unternehmen und Bürgern werden in Zukunft noch stärker die Third Mission und die Leistungsfähigkeit von Universitäten bestimmen. Welche Rolle werden Stiftungen in dem digitalen Transformationsprozess spielen? Können sie den Veränderungsprozess maßgeblich vorantreiben oder werden andere Akteure diese Rolle übernehmen?

In den anglo-amerikanischen Ländern hat die Einbindung von Freiwilligen in die Wissenschaft Tradition. Verschiedenste Non-Profit-Organisationen und Foundations sind aus diesem Betätigungsfeld hervorgegangen und bilden die Brücke zwischen Universitäten und einer interessierten Öffentlichkeit. Die amerikanische Organisation Earth Watch, z.B., vermittelt seit Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts weltweit Kurzaufenthalte in universitären Forschungsexpeditionen. Die Nautical Archaeological Society bildet seit Anfang der 60er Jahre Sporttaucher für den ehrenamtlichen Einsatz bei archäologischen Unterwassergrabungen aus. Durch langjährige Erfahrungen mit der Motivation und den Bedürfnissen der Freiwilligen, ihrem Training und vor allem der Bindung an die Institution haben sie sich professionalisiert und ihre Angebote ständig verbessert. Mit den neuen Citizen Science Plattformen, wie Zooniverse, scistarter und jetzt auch buergerschaffenwissen wird der Zugang zu wissenschaftlicher Mitarbeit global, sichtbar und digital. Doch auch sie sammeln bislang nur bereits bestehende Aktivitäten.

Augenhöhe ist gefragt

In Deutschland sind es die Vereine und Naturschutzorganisationen, die schon seit Jahrzehnten wissenschaftliche Leistungen erbringen und Bürger in ihre Arbeit einbinden. In den Universitäten waren „interessierte Laien“ mit ihrem Willen zur Mitarbeit bislang ungern gesehene Gäste und galten eher als Störfaktor bei der richtigen wissenschaftlichen Arbeit. Mit den neu aufgestellten Museen und Science-Centern haben sich aber auch in Deutschland in den letzten Jahren weitere Brückenbauer herausgebildet, die Wissen sammeln und vermitteln und ehrenamtliche Mitarbeit zu schätzen wissen.

Will man in der digitalisierten Welt die Bürgerbeteiligung in den Wissenschaften nutzen, muss sich sicherlich nicht nur die Einstellung, sondern auch die Kommunikation ändern. Mit einem „Heimatforschertag“ oder dem „bundesweiten Aktionstag zur Erfassung heimischer Vogelarten“ wird man heute nicht mehr Viele zur Mitarbeit bewegen können. Da machen der Aufruf „Join respected scientists in the field where they’re investigating critical environmental issues“ oder „Join Earthwatch paleontologist Dr. Larry Agenbroad in the hunt for mammoths in South Dakota” schon viel neugieriger und Lust auf mehr. Solange in Deutschland Mitarbeiter als Hobbyforscher oder interessierter Laie gesucht werden, kann eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe nicht gelingen. Eine andere Strategie verfolgen die Institute, die sich der Möglichkeiten der Gamesindustrie zu Nutze machen. Serious Games  haben nicht nicht nur die Aufgabe Wissen zu vermitteln, sondern sammeln Wissen, Erfahrungen und Ideen von Menschen, die sie sonst nicht erreichen könnten.

Welche Rolle spielen Stiftungen in der aktuellen Transformation?

Stiftungen fördern seit jeher die Forschung und die Lehre an den Universitäten und haben Universitäten sie in ihrer Leistungsfähigkeit unterstützt. Was können Stiftungen heute tun, um sie bei den neuen globalen Aufgaben zu unterstützen? Sind sie diejenigen, die Wissenschaftler, Forscher, Freiwillige, Vereine und Organisationen sowie Förderer an einen Tisch holen? Nicht alle werden ihrem Stiftungszweck nach, Akteure in diesem universitären Wandel sein können. Und vielleicht werden es bald aber auch ganz andere Stiftungen sein, die die Transformation bestimmen.

Durch die Digitalisierung erweitert sich nicht nur die Reichweite

Längst haben globale Wirtschaftsunternehmen die Chancen der technologischen Innovationen für ihre eigene Produkt- und Geschäftsentwicklung erkannt. Anstelle der bisherigen Zusammenarbeit mit einzelnen Universitäten, vernetzen sie sich weltweit direkt mit Ideengebern und Experten und schaffen hierfür eigene digitale Labs.

Refresh your ideas

Jetzt ist es an der Zeit, die Stiftungs- und Förderstrategie zu überdenken, digitale Entwicklungstrends zu analysieren sowie Kooperationspartner und weitere Förderer zu finden, damit Stiftungen auch in Zukunft ihrem Anspruch und dem Stifterwillen gerecht werden. Wir stellen Ihre bestehenden Aktivitäten auf den Prüfstand und zeigen neue Innovationsfelder auf.