Großer Bruder, kleine Schwester? Verein und Stiftung im Beziehungsstress
Wenn Vereine Stiftungen gründen, wollen sie ihrer Arbeit eine dauerhafte Perspektive geben. Als explizite Förderstiftung errichtet oder auch nicht, sind sie damit eine Beziehung eingegangen, die trotz eigenständigem Körperschaftsstatus eine enge Verbindung behält. Viele Vereine haben dies in den 2000er Jahren getan. Satzungen wurden eng verzahnt, Gremien und Mitarbeiter in doppelter Funktion eingesetzt, ein Name wurde gewählt, der die Verbundenheit ausdrückt: Die Rolle für die Stiftung war gesetzt.
Die Erwartungen steckten vor allem in dem Erbschaftsfundraising und einer Erweiterung des Angebots für den eigenen Spenderkreis, die ohne großen Aufwand für die Erfolge sorgen sollten. Scheinbar selten hat man im Vorfeld über das stiftungseigene Profil, die Programmentwicklung und den eigenständigen Auftritt nach außen nachgedacht, die eine eigene Entwicklung ermöglicht.
In zinsniedrigen Zeiten wird die Beziehung nun auf eine Probe gestellt. Die Stiftung generiert nicht mehr den hohen regelmäßigen Ertrag und die Argumentation für den vereinseigenen Spenderstamm schwindet. Und Erbschaftsmarketing ist eine langfristige Angelegenheit, die viel Geduld erfordert.
Auch der Fundraiser im Doppeljob gerät in einen Zwiespalt. Sollte er nicht lieber die hohe Dauerspende für den Verein weiter bewerben, die schnellere und notwendige Einnahmen verspricht, als Zustiftungen zu akquirieren? Sollen etwa zusätzlich Spenden für die Stiftung eingeworben werden? So wird die Stiftung des Vereins plötzlich zum Instrument ohne Erfolg.
Bevor die Stiftung ihre Bestimmung verliert oder gar zur hauseigenen Konkurrentin avanciert, wird es Zeit das Profil zu überdenken, die Besonderheiten einer Stiftung für die Fundraisingarbeit herauszuarbeiten und die Rollen von Verein und Stiftung neu zu bestimmen.
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